3. Change Summit: Über die Zukunft des Essens und Tiroler Vorzeigeunternehmen

Chronik
Gesundheit
Umwelt
Wirtschaft
12.02.2021 Innsbruck

(v.l.) Bio-Pionier Heinz Gstir, Nunu Kaller und Patrik Baboumian im Talk mit Moderatorin Claudia von Brauchitsch.

Covid-19 – die Pandemie hat es uns dramatisch vor Augen geführt. Je weiter sich der Mensch von natürlichen Lebensformen entfernt, desto verletzlicher wird unsere Zivilisation. Deshalb war die Gesundheit jedes einzelnen, aber auch unserer Umwelt im Fokus des am Donnerstagabend per Stream aus Innsbruck übertragenen „Change Summit“. Renommierte Experten gingen der Frage nach, wie die Zukunft des Essens gelingen kann, denn du bist was du isst und unser Planet ist was du isst. Dann folgte eine Premiere: Erstmals wurde der „Tirol Change Award“ verliehen, eine Auszeichnung, der Lebensraum Tirol Holding, die nachhaltiges Wirtschaften ehrt.

3. Change Summit: Über die Zukunft des Essens und Tiroler Vorzeigeunternehmen

Pandemie: Essen gibt uns Halt und Lebensqualität
Den Start machte Hanni Rützler, Autorin des jährlich erscheinenden Foodreports. Die führende Foodtrend-Forscherin Europas ist bekannt dafür, den Wandel unserer Esskultur umfassend wahrzunehmen, aber auch unscheinbare Veränderungen zu registrieren und richtig einzuordnen. Der Food Report 2021 steht ganz im Zeichen der Krise und zeigt, wie diese unser Ernährungsverhalten beeinflusst. „Die Krise hat“, so Rützler „die Essgewohnheiten radikal verändert. Die Ernährung hat uns in der Krise wieder einmal ihr innovatives Gesicht gezeigt, sie hat uns Struktur, Halt und ein großes Stück Lebensqualität in einem Alltag gegeben, als viele nicht mehr auswärts gearbeitet haben. Die Menschen haben begonnen deutlich mehr zu kochen und gesünder und bewusster zu essen.“ Rützler sieht diese Entwicklung durchaus positiv und geht davon aus, dass dieser Trend, zumindest ansatzweise, auch langfristig unsere Ernährungsgewohnheiten beeinflussen wird.

Eine Formel, die süchtig macht
Stand heute sind zwei Drittel aller Lebensmittel industriell verarbeitet – Tendenz steigend. Gerade wenn es um Zutaten aus dem Chemiebaukasten geht, ist das Misstrauen der Verbraucher gegenüber der Industrie groß - und oft auch berechtigt. Gemüse mit Laserstrahlen beschossen und Vanille-Aroma aus Holzabfällen, klingt beängstigend. „Das ist nicht gesund, weder für Mensch noch Umwelt“, sagt Sebastian Lege, TV-Foodexperte und Entertainer. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Allgemeinheit über die Zubereitung und Herstellung von alltäglichen Lebensmitteln aufzuklären. Auch Harald Sükar der ehemalige McDonald’s Manager und Autor des Buchs „Die Fast Food-Falle“, ein Buch – das in vieler Munde ist – doch vermutlich nicht jedem schmeckt, gibt Lege Recht: „Die Zukunft der Ernährung liegt in der natürlichen Vielfalt.“ Das Hauptproblem, so sind sich die Experten einig, ist der große Zucker- und Fettanteil in Fertigprodukten. Im richtigen Verhältnis eingesetzt, kann Essen so sogar süchtig machen. Lege spricht von der sogenannten „Fressformel“ und nennt als Parade-Anwendungsbeispiel der Lebensmittelindustrie die allbekannten Stapelchips.

Es gibt viele Erfolgsrezepte
Die Folgen des vorherrschenden Ernährungsstils, ist vielen Menschen nicht bewusst: Im Jahr 2020 brauchen die Österreicher aufgrund ihres Essverhaltens doppelt so viel Anbaufläche, wie in ihrem Land zur Verfügung steht. Damit wird Lebensraum und Natur zerstört. Die Gäste des „Change Summit“ haben unterschiedliche Lösungen parat. Der 2011 stärkster Mann Deutschlands, Patrick Baboumian, hat für sich die Lösung im Veganismus gefunden. Der Tiroler Bio-Pionier Heinz Gstir wiederum setzt auf bewusstes und regionales Essen. Gstir ist überzeugt, dass unterschiedliche landschaftliche Gegebenheiten, entsprechende Ernährungsweisen mit sich bringen sollten. „Nur so kann der Naturraum optimal genutzt und geschützt werden“, so Gstir. Er ist der Meinung, dass beispielsweise in Tirol, Vegetarianismus nicht die optimale Ernährungsform darstellt. Der Bio-Pionier begründet dies damit, dass in gebirgiger Lage Nutztierhaltung erheblich effizienter betrieben werden kann als beispielsweise Getreideanbau. Die Aktivistin und Konsumkritikerin Nunu Kaller gibt zu bedenken: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch Genussmenschen sind und uns das Essen – bei all der berechtigten Nachhaltigkeitsdebatte – auch Spaß machen muss!“

Fazit: die Experten waren sich einig: Es gibt nicht die eine Wahrheit, wenn es um die Zukunft des Essens geht. Jeder einzelne hat die Möglichkeit, entsprechend dem eigenen Geschmack, Einstellung und ohne Verzicht, einen Ernährungsstil zu finden, der gesund für Mensch und Umwelt ist.

Award mit Vorbildwirkung
Im Anschluss an die Diskussion folgte eine Premiere: Erstmals wurde der  „Tirol Change Award“ verliehen. Es hieß es Vorhang auf für Tiroler Unternehmen, Initiativen sowie Persönlichkeiten, die Nachhaltigkeit leben. Im Rennen um den „Tirol Change Award“ waren neun Erfolgsgeschichten. Was alle eint: ihre vorbildliche, erfolgreiche und nachhaltige Ausrichtung. Am Start waren: Congress Centrum Alpbach, Jakob Winklers Buch „Fatimas Reise in eine Welt ohne Erdöl“, Heinz Gstir (Bio vom Berg), hollu, Höpperger, INNIO, die Luftkissenbahn Serfaus, MPreis sowie Zillertal Bier. Anhand der Kriterien Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Innovationsfähigkeit und Internationalität erkor eine externe Jury gemeinsam mit der Tiroler Bevölkerung via Online Voting den Sieger des „Tirol Change Award“. Das Rennen um die Auszeichnung, die die Lebensraum Tirol Holding vergibt, machte Bio-Pionier Heinz Gstir.

Fotos vom Change Summit: LINK

Medienkontakt

Rückfrage-Hinweis

Downloads

(v.l.) Bio-Pionier Heinz Gstir, Nunu Kaller und Patrik Baboumian im Talk mit Moderatorin Claudia von Brauchitsch.
Bilder in 300 dpi. Bildnutzung nur im Rahmen einer redaktionellen Verwendung.