Die Wolle vom Schaf an der Wand

Firmengründer Horst Philipp holt das Beste vom Schaf ins Haus. Nein – es geht nicht ums Essen. Es geht um die Wolle. Aus der macht das Tiroler Unternehmen Whisperwool gepresste Platten, die als Wandpaneele wahre Wunder in Sachen Raumklima und Akustik vollbringen. Dabei verwendet Philipp Schafwolle, die sonst tonnenweise am Müll landen würde. So aber wird daraus ein Produkt, das die Innenräume im Sturm erobert und die Konkurrenz aus Gipskarton in Sachen Umweltverträglichkeit um Längen schlägt.


48 Millionen Tonnen Schafwolle werden in der EU einfach entsorgt – jedes Jahr. Niedrige Preise und hohe Kosten für die Aufbereitung machen die Verarbeitung von Schafwolle in den Augen vieler Bauern zum schlechten Geschäft. Für Horst Philipp, den Gründer der Designagentur Tante Lotte in Innsbruck, ist Schafwolle auf dem Müllplatz pure Verschwendung einer wertvollen Ressource. Denn Philipp war schon 2006 davon überzeugt, dass Schafwolle in Innenräumen ein großes Potential hat. Geworden ist daraus Whisperwool. Mit der Veredelung eines natürlichen und ökologisch unbedenklichen Abfallproduktes ist die Nachhaltigkeit fest in der Unternehmens-DNA verankert. Und sie ist bis heute Leitfaden für das Denken und Handeln.

Wolle als Multitalent

Am Anfang standen viele Experimente – am Ende stecken alle positiven Eigenschaften von Schafwolle in den Produkten von Whisperwool. Was Wolle in Innenräumen kann, erklärt Marketing-Chef Gernot Wurm an zwei Beispielen: „Schafwolle reguliert die Feuchtigkeit in Räumen ganz natürlich, indem sie absorbiert und langsam wieder abgegeben wird. Das sorgt für ein angenehmes Raumklima. Außerdem bindet Schafwolle Schadstoffe aus der Luft – wie Formaldehyd -, ist antibakteriell und allergenfrei.“ Und auch wenn es um die gute Akustik und Schalldämmung in Räumen geht, können die Whisperwool-Paneele mit den herkömmlichen Lochplatten und Gipskartonprodukten leicht Schritt halten. Mit einem Unterschied: Während diese Werkstoffe kaum recyclingfähig sind, könnte die Schafwolle jederzeit neu aufbereitet und wiederverwendet werden.

 

Nachhaltige Alternative

Horst Philip war und ist überzeugt, dass Schafwolle mehr kann als Gips oder Holz. Heute wird diese Wolle in einem eigenen Verfahren zu Platten mit 90 x 90 cm und einer Dicke von 12 mm gepresst. Dabei kommen Schafwolle und eine Bindefaser zum Einsatz. Mit einer Deckschicht können verschiedenste Designs realisiert werden. Mottenschutz und eine flammhemmende Imprägnierung sind immer dabei. Letztere wurde eigens entwickelt, wobei

biologisch abbaubare Produkte zum Einsatz kommen. Damit schafft man alle Zertifikate für eine Verwendung im Innenraum und bleibt trotzdem ökologisch. Eine Wiederverwertung wäre also kein Problem: Gebrauchte Paneele würden geshreddert, gewaschen und daraus würde, mit besagter Wolle und Bindefaser vermischt, 100 Prozent recycelte Neuware entstehen.

Whisperwool-Platten können als Raumtrenner, Wandpaneele oder Deckenelemente eingesetzt werden – so wie in der Innsbrucker Stadtbibliothek, am Flughafen und in vielen Hotels oder auch Schulen. Begrenzt ist die Lebensdauer der Schafwoll-Platten grundsätzlich nicht. „Der älteste Teppich der Welt ist 4.000 Jahre alt“, sagt Marketing-Chef Gernot Wurm, „der ist auch aus Schafwolle und sieht noch immer gut aus.“

Kein Wunder, dass immer mehr Architekten, Einrichter und Planer auf die wollige Alternative aus Tirol zurückgreifen. Sie stärken damit eine Vision von Whisperwool: irgendwann soll der Sondermüll in diesem Bereich durch die nachhaltige Idee aus Tirol ersetzt werden. Das wird ein langer Weg – aber die Schritte dahin werden immer schneller.

 

Erfolgreiche Philosophie

Auch wenn Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen von Whisperwool ist: ohne wirtschaftlichen Erfolg hätten die Gründer längst ausgeträumt. „Ein Produkt muss funktionieren“, sagt Gernot Wurm, „sonst hast du am Markt keine Chance.“ Dass die Schafwollplatten höchste Ansprüche erfüllen, wenn es um Akustik und Raumklima geht, hat sich schon herumgesprochen.  „Wir merken zusätzlich aber auch, dass immer mehr Bauherren auf Ressourcenschonung, Regionalität und Ökologie Wert legen. Das ist für viele ein Grund, sich nach Alternativen zu den herkömmlichen Gipsplatten umzusehen,“ So fragen Kunden explizit nach, aus welcher Region die Schafwolle kommt und wie es mit der Umweltverträglichkeit aussieht. Weg von Chemie, hin zu Natur im Wohnbereich – der Schafwolle kommt dieser Trend mehr als entgegen.

„Manchmal gibt es Fragen, z.B. nach dem Geruch oder der Reinigung“, erklärt Wurm, „aber die Sorge, dass der Seminarraum riecht wie ein Schafstall ist völlig unbegründet, das ist natürlich nicht der Fall.“ Auch die Reinigung ist einfach, weil die Wolle fetthaltig ist und ein Ausbürsten meistens genügt.

Grüne Zukunft

Gernot Wurm ist, so wie Gründer Horst Philipp, überzeugt, dass Nachhaltigkeit und eine gelebte Ökologie in Zukunft immer wichtiger am Markt werden. Und dann kommt es darauf an authentisch hergestellte Produkte zu haben und nicht nur „greenwashing“ zu betreiben.

Derzeit verarbeitet Whisperwool 10 bis 15 Tonnen Schafwolle pro Jahr. Könnte man den Marktanteil in Europa nur bei 1,5 Prozent stabilisieren, würde das laut Philipp helfen, 12 Millionen Tonnen Gipsabfälle zu vermeiden.  Noch ist das eine Vision. Eine Vision, wie sie auch am Anfang von Whisperwool stand: mit nachhaltigem Denken, smarter Innovation und Schafwolle aus Tirol die Welt ein Stück weit zu verändern.

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