Nimmermüde Genuss-Botschafterin

03.10.2025
Kulinarik
Alexandra Keller
Viktoria Fahringer ist die jüngste Haubenköchin Österreichs und hat längst eine zweite. Mit ihrem druckfrischen ersten Kochbuch und dem gleichnamigen Film zeigt sie so geschmackvoll wie herzoffen ihre Tiroler Welt. Starke Stücke dieser Welt stecken auch in ihrem Restaurant in Kufstein, ihrer brandneuen YouTube-Kochshow, den treffsicher gesundleckeren Produktlinien und nicht zuletzt in all ihren Kochtöpfen. In die lässt sie sich leidenschaftlich gerne blicken - und sagt: „Mein Wissen weiterzugeben macht mir tatsächlich am meisten Spaß.“ Wie schön für uns.

"Wissen weitergeben macht mir Spaß!" - Viktoria Fahringe

Dass erstaunlich viel Energie in ihr steckt, wird nicht zuletzt durch die Energie spürbar, die sie freizusetzen vermag – ob in der Küche, vor der Kamera, in ihren Unternehmungen oder im Gespräch. Wie ein Wirbelwind wirkt sie dabei. So zielstrebig wie an Ideen reich – und das weit über den Tiroler Tellerrand hinaus – selbst wenn die feinst komponierten Leckereien auf diesem Teller Ausgangspunkt ihrer kulinarischen Strahlkraft sind. Mit ihren 27 Jahren hat Viktoria Fahringer schon superviel erreicht. Die Liste ihrer unternehmerischen Finessen oder die der Auszeichnungen können leicht Schnappatmung auslösen. Bei der Übernahme des elterlichen Hotel- und Gastronomie-Betriebes in Kufstein war Viktoria 20 Jahre alt. 2019 war das. Sie verwandelte den ehemaligen Tiroler Hof in das Boutique-Hotel Viktorias Home. Und schon ging’s los. Erste Haube mit 22 Jahren, zweite Haube mit 25. Davor, dazwischen und danach zahlreiche Auszeichnungen – vom Tiroler Jungunternehmer:innenpreis (2021) über den Tirol Touristica-Nachwuchspreis (2022) hin zum RX Female Award im Jahr 2023. In diesem Jahr hatte sie es auch in die berühmte FORBES-Liste der „30 unter 30“ geschafft. Klingt nimmermüde. Und das ist sie auch.

unsereins: Wünschst du dir ab und zu Langeweile?

Viktoria Fahringer: Ja, manchmal wünsche ich mir Langeweile. Manchmal ist es schön, nur zu sein und in den Himmel zu schauen und denken, ma ist mir langweilig. Das würde ich nicht lange aushalten, dafür bin ich viel zu quirlig, aber einen Nachmittag Langeweile nehme ich gerne.

unsereins: Was machst du in deiner Freizeit?

Viktoria: Die Freizeit, die ich habe, ist recht knapp bemessen und die verbringe ich dann meistens mit der Familie, meinem Freund, ganz engen Freunden, meiner Katze, Joggen oder einem kurzen Abstecher in die Natur. Arbeiten fühlt sich nicht nur an wie arbeiten, es ist auch viel Selbstverwirklichung dabei. Deswegen habe ich das Bedürfnis momentan nicht so – nach Freizeit. Vielleicht suche ich mir irgendwann einmal ein Hobby. Boxen vielleicht.

Talent hatte sie schon, den feinen Geschmack für ihre köstlichen Kreationen hat sie durch üben, üben, üben erworben.

Boxen vielleicht. Die Vorstellung eines Box-Sackes in der Küche ihres Restaurants, ist auf alle Fälle bizarr, doch wirken die Engagements der jungen Tirolerin nicht so, als würde sie in absehbarer Zukunft in die Verlegenheit geraten, sich ein Hobby suchen zu müssen. Die Leidenschaft der Haubenköchin ist – wen wundert’s – das Kochen, das Essen, das Genießen und das kunstvolle Jonglieren mit richtig guten Zutaten. Ein großes bisschen mag das in ihren Genen verankert sein, waren ihre Eltern doch immer schon leidenschaftliche Gastgeber und außergewöhnliche Kenner der Gastronomie. „Mein Papa war 1993 schon mal Haubenkoch. Er hat auch die Habsburg-Hochzeit ausgerichtet, damals in Maria Zell. Total arg – für Kaiser gekocht“, erzählt sie mit Betonung auf den adeligen Wow-Effekt. 2005 haben sich Viktorias Eltern von der gehobenen Spitzengastronomie verabschiedet und den Traum eines kleinen Wirtshauses erfüllt, in dessen Küche Bodenständiges auf ausgesprochen genussreiche Art zelebriert wurde. Es war Viktorias Kinderstube. Ihre Spielwiese.

unsereins: Du bist ein Gasthauskind. Für „normale“ Kinder bedeutet das: Pommes ohne Ende. Was bedeutete es für dich?

Viktoria: Es sind Pommes ohne Ende. Wobei man als kleines Kind aufpassen muss, weil man oft nicht versteht, wenn die Eltern sagen – jetzt hör’ auf, die ganzen Pommes zu essen. Aber im Grunde bedeutet es eigentlich eine sehr bunte Kindheit. Man hat immer Menschen um sich. Man kann von Anfang an mithelfen. Es ist ein bissl wie eine Mischung aus Zirkus und Schauspielerei und Basteln – weil du bist immer irgendwo mit den Händen dabei und etwas schaffst.

unsereins: Eigentlich wolltest du mal Dolmetscherin werden. Bist du nicht. Was ist passiert?

Viktoria: Ich habe mir den Beruf der Dolmetscherin so spannend vorgestellt. Dass man reisen kann, viel unterwegs ist. Ich bin sehr sprachenaffin, habe Italienisch und Französisch in der Schule gehabt und wollte eben auch Russisch dazu nehmen, weil das auf der Welt sehr gefragt ist. Ich habe Lehre mit Matura gemacht und habe dann von einer Dolmetscherin erfahren, wie das wirklich ist. Es ist ein Bürojob, wo du nicht viel unterwegs bist, politische Texte übersetzen musst und Dinge, die nicht so spannend sind. Das war dann für mich der Grund zu sagen, na ja, reden kann ich so auch viel.

Die Kräuter kommen aus dem Garten von Viktorias Mutter.

Ja, reden kann sie. Das stellt Viktoria nicht nur als kongeniale Kulinarikpartnerin an der Seite des Kabarettisten Gerald Fleischhacker in der Puls 4-Sendung Cooking Comedians unter Beweis. Auf federleichte Weise tut sie das auch in ihren Kochkursen und seit August 2025 wöchentlich in ihrer YouTube-Kochshow Hey’ Viktoria. In diesen wunderbar gestalteten und zum Nachahmen animierenden Kochfilmchen zeigt die Haubenköchin ihre liebsten Rezepte, Küchenhacks oder Tricks – und vor allem, wie viel Spaß es machen kann, beim Kochen intuitiv mutig zu sein. Dabei erfahren die Zuschauer:innen nicht nur, dass Viktoria Knoblauch liebt, dass Schärfe kein Geschmack sondern ein Schmerzempfinden oder wie entscheidend die Mise en Place für den reibungslosen Küchenzauber ist. Dabei erfahren die Zuschauer:innen auch viel über Viktorias Welt.

unsereins: Du bist Hoteliere, Gastwirtin, Haubenköchin, Kochkurschefin, TV-Köchin und Autorin. Was macht dir am meisten Spaß?

Viktoria: Mein Wissen weiter zu geben, macht mit tatsächlich am meisten Spaß. Mir macht es am meisten Spaß wenn ich Menschen inspirieren kann und wenn es Kniffe in der Küche oder Ernährung sind – wo die Kochschüler:innen oder auch Gäste sich vorher vielleicht nicht drüber getraut haben – dass sie sich mit meinem Impuls sicherer fühlen und sich das zu tun trauen. Das macht mir am meisten Freude.

unsereins: Ist das so etwas wie eine Berufung?

Viktoria: Ja. Viele Köchinnen und Köche sitzen auf ihren Schätzen und wollen nichts weitergeben. Dadurch, dass ich mich selber auch immer weiterentwickle, will ich es weitergeben. Ich glaube, die Gesamtqualität steigt einfach, wenn jeder Mensch mehr über Ernährung und Essen weiß.

„Für uns beim Agrarmarketing Tirol ist Regionalität nicht nur ein Schlagwort, sondern die Basis echter Lebensmittelqualität: Wenn hauptberufliche Genuss-Botschafterinnen wie Viktoria Fahringer ihre Zutaten direkt aus Tirol beziehen und die Produzentinnen vor Ort kennt, entsteht ein echtes kulinarisches Netz, das unsere bäuerliche Vielfalt sichert und erlebbar macht.“

Bernhard Vettorazzi, Agrarmarketing Tirol -

Über Essen oder Ernährung weiß sie so manches. Und als ausgebildete Diätköchin weiß sie auch darüber Bescheid, was Menschen gut tut, die unter Unverträglichkeiten leiden oder Krankheiten, die ihnen das Essen trauriger und das Genießen schwerer machen. Ihnen Genuss ohne Reue oder unangenehme Nachwehen zu schenken, war denn auch eine Triebfeder dafür, dass sich Viktoria Fahringer, die Haubenköchin, mit Victoria Neuhofer, der unternehmerischen Innovations-Meisterin, zusammentat. Sie gründeten das Startup Veatzz und mischen mit ihrer glutenfreien, veganen und antiallergenen Mehlmischung – dem Zaubermehl – regelrecht die Lebensmittelwelt auf. Im April 2025 überzeugten sie mit ihrem Pitch in der PULS 4 Startup-Show 2 Minuten 2 Millionen und seither überzeugt das Zaubermehl, das nicht nur kinderleicht zu verarbeiten ist, sondern auch super schmeckt, zunehmend in den Küchen ernährungsbewusster Genießer:innen. Mittlerweile sind sie zu viert im Unternehmen – vier Frauen, die sich perfekt ergänzen und sich bereits über Veatzz-Listungen bei Interspar, Metro, Transgourmet und weiteren Partnern freuen dürfen.

unsereins: Ist das Zaubermehl magisch?

Viktoria: Ja, es ist magisch. Schnell, einfach, jeder kann es verwenden. Es ist auch noch gesund. Die meisten allergen- oder glutenfreien Produkte am Markt sind Stärkemehle. Unser Zaubermehl nicht. Ich war auch bei Diätolog:innen, weil ich wissen wollte, ob das Produkt wirklich gut ist. Sie sagten, wenn das funktioniert – nur mit Wasser – unfassbar.

unsereins: Arbeitet ihr an weiteren Zauberprodukten?

Viktoria: Ja, wir haben aktuell Mischungen in Arbeit – beispielsweise einen Brotmix, fertige Spätzle, fertige Gnocchi, fertige Tiefkühlpizza – dass man wirklich gar keine Arbeit mehr hat und trotzdem gesund isst.

Mit fast 27 Jahren schon so viel erreicht: 2-Haubenköchin und erfolgreiche Unternehmerin.

Die Kombination aus vier Frauen scheint Viktoria zu begleiten wie ein Glücks-Kleeblatt. Sie hat nämlich auch das weibliche Spitzengastroniminnen-Kollektiv Kuliktiv mitgegründet, das der stark männerdominierten Welt der Hauben, Sterne oder Kochlöffel auf höchst elegante Weise zeigt, welcher kulinarische Turbo gezündet wird, wenn vier hochdekorierte Frauen zusammenarbeiten. „Wir sind vier Spitzengastronominnen aus Österreich – Sandra Scheidl, Jaimy Reisinger, Helena Jordan und ich“, sagt Viktoria, „man würde sagen, wir wären Konkurrentinnen. Aber wir haben gesagt, wozu. Wenn wir eh alle strahlen, dann strahlen wir gemeinsam halt heller.“ Das tut dieses buchbare Gesamtpaket vorzugsweise bei richtig großen Events in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Mit richtig großer Wirkung.

In Tirol war Viktoria zuletzt richtig viel unterwegs, als sie für ihr erstes Kochbuch recherchierte. Viktoria: „Ich will meine Tiroler Welt – meine kulinarische Welt – nach draußen tragen und habe einen Roadtrip  durch Tirol gemacht.“ Über alle Jahreszeiten verteilt besuchte die Haubenköchin dabei die Produzent:innen jener Produkte, mit denen die sie vorzugsweise kocht. Die Geschichten der Produzent:innen wurden im Dokumentarfilm, die Rezepte im Kochbuch festgehalten – beide tragen Titel Meine Tiroler Welt.

unsereins: Warum hast du Film und Buch kombiniert?

Victoria: Kochen ist sowieso multisensorisch. Es gibt kaum eine andere Kunstform die alle Sinne gleichermaßen berührt. Wir riechen, wir sehen, wir nehmen die Kunst in uns auf. Du kannst das Essen zwar fotografieren, aber das Gefühl, das du beim Essen hattest, ist weg. Da kannst du dich nur daran erinnern. Deswegen finde ich es so schön, dass wir es bei Meine Tiroler Welt geschafft haben, sowohl Film als auch Buch zu bespielen. Nicht jeder liest Bücher und nicht jeder schaut Filme. Das bedient ganz unterschiedliche Elemente und am Ende des Tages ist es hoffentlich etwas, was wirklich da ist, um zu bleiben.

Weitere Informationen: Viktoria Fahringer
Köchin | Lebensraum Tirol Holding GmbH
Video: Jakob Strassl
Fotos: Jakob Strassl, Lisa Hörterer, Alexandra Keller

Alexandra Keller

ist freie Journalistin und Autorin. Sie lebt und arbeitet in Innsbruck.