Die Maschinenbau Unterlercher GmbH setzt in Hopfgarten in Osttirol neue innovative Maßstäbe – auch für die Welt der Wasserkraft.
Meisterhaftes Tüfteln. „Der Auslöser dafür, die eigene Firma zu gründen war, dass mir Faulheit vorgeworfen wurde, weil ich mir etwas einfallen ließ, das die Arbeit leichter macht“, sagt Bernhard Unterlercher. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Maschinenbau Unterlercher GmbH in Hopfgarten in Osttirol und sein Trigger zum Entrepreneur ist wahrscheinlich kaum zu toppen. Faulheit. Wie herrlich. Ja, Faulheit muss es sein, die den findigen Osttiroler mit so manchem Welten bewegenden Erfinder verbindet. Johannes Gutenberg, Erfinder des Buchdrucks? Zu faul, um mit der Hand zu schreiben! Barthélemy Thimonnier, Erfinder der Nähmaschine? Zu faul, um mit der Hand zu nähen! Carl Benz und Gottlieb Daimler, Erfinder des Automobils? Zu faul, um zu Fuß zu gehen – ähnlich wie Werner von Siemens, der die Straßenbahn erfunden hat. So betrachtet befindet sich Bernhard Unterlercher in allerbester Gesellschaft, denn auch er ist faul geblieben, nachdem er 1990 das Unternehmen gründete und anfangs noch neben seinem fixen Job an speziellen Maschinen tüftelte, die besondere technische Herausforderungen bestmöglich lösen.
Dass Bernhard zu Beginn seiner Selbstständigkeit in der Garage seiner Eltern an den Sondermaschinen bastelte, lässt geschwind Parallelen zu weiteren außergewöhnlichen Gründergeschichten ziehen. Doch, genug damit – die Geschichte von Maschinenbau Unterlercher strahlt ganz von alleine, energetisiert von der Unrast, die technische Köpfe auszeichnet und nicht zur Ruhe kommen lässt bis das Problem gelöst und das Ziel erreicht ist. Sondermaschinen kommen, die Bezeichnung verrät es schon, nicht „von der Stange“ und müssen für jede Herausforderung passend erdacht und gemacht werden. Wie etwa jene eines Schweizer Herstellers von Sonnenkollektoren, für den Bernhard eine Anlage zur automatisierten Fertigung der Kollektoren-Gehäuse gebaut und damit den Grundstein für das weitere Wachstum des Unternehmens gelegt hat. „Vor etwa 30 Jahren ist ein Bekannter mit der Frage an mich herangetreten, ob ich ihm beim Bau einer Waserkraftanlage helfen kann“, erzählt Bernhard von einem weiteren Mosaikstein des Unternehmenserfolges.
Bernhard konnte dem Bekannten nämlich helfen und in weiterer Folge derart tief in die rundum spannende Materie eindringen, dass seine Lösungskompetenzen meisterhaft wurden. Die technischen Grundprinzipien der Wasserkraft haben eigentlich einen richtig langen Bart. Schon vor 5.000 Jahren sollen die Chinesen sie genutzt haben, ab dem Mittelalter wurde mit den Wasserrädern mechanische Energie erzeugt und seit rund 100 Jahren wird sie genutzt, um die Kraft in elektrische Energie umzuwandeln. „Ja, Wasserkraft gibt es schon seit vielen Jahrzehnten, es hat aber nur wenige Innovationen gegeben. Da haben wir versucht, Dinge zu optimieren“, sagt Bernhard.
Diese Optimierungs-Versuche gipfelten beispielsweise darin, dass die Osttiroler ein neues Fertigungsverfahren für Pelton-Turbinen entwickelten, das firmeneigene Know-how ständig verfeinerten und den stets individuell komplexen Bau von Kleinwasserkraftanlagen mit starken Komplettlösungen vereinfachten. Dass das Unternehmen die Leistung bestehender und vielfach in die Jahre gekommener Anlagen mit ihren Lösungen verdoppeln kann, ohne dafür in die Natur einzugreifen, ist ein besonderer Beitrag zur Energiewende, der mit dem vor allem von Gemeinden nachgefragten Angebot, Energie mit Trinkwasserkraftwerken herzustellen, hocheffizient potenziert wird. Aufsehen erregte jenes Tiroler Kleinwasserkraftwerk, welches die Osttiroler zusammen mit Elektro Bischofer aus Reith im Alpbachtal 2021 in Japan installierten, wo seither Strom aus den Bewässerungssystemen für Reisfelder erzeugt wird. Ein knackiges, aus 14 Mitarbeiter:innen bestehendes Team sichert den taffen Innovations- und Produktionstakt und genießt ein Arbeitszeit-Modell, das so speziell ist wie das ganze Unternehmen. „Auf Betreiben meiner Frau Susanne haben wir die Vier-Tage-Woche eingeführt und arbeiten nun im Takt von zwei kurzen und einer langen Woche. Das hat sich sehr bewährt“, sagt Bernhard. Nicht „nur“ in technischen Fragen wird bei Maschinenbau Unterlercher also meisterhaft getüftelt. Und selten hatte der Volksmund so Recht, wenn er feststellt: Faulheit ist die Mutter des Fortschritts.